Das Hamam: orientalische Tradition, die man vielerorts genießen kann

Ein Hamam oder arabisches Bad kann man an vielen Urlaubsorten genießen. Entdecke, wo orientalische Badehäuser und traditionelle Bäder besucht werden können.

Ein arabisches Bad ist äußerst entspannend.
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Das türkische Bad, arabische Bad oder Hamam – verschiedene Namen für (fast) dasselbe – ist mehr als nur eine Modeerscheinung im modernen Spa-Betrieb. Es handelt sich um eine jahrhundertealte Tradition, die Türken und Araber von den Römern übernommen haben und die in den verschiedenen Regionen der muslimischen Welt ihre eigenen Varianten entwickelt hat. Von Istanbul bis Marrakesch, von Granada bis Teheran - überall ist die Tradition des öffentlichen Badens erhalten geblieben, und das zu Recht: ein Hamam-Besuch hat etwas ganz besonders Entspannendes. Die Idee das Hamam ist zwar auch in vielen europäischen Ländern wie Deutschland aufgegriffen worden, aber es hat doch einen ganz besonderen Reiz, diese Tradition in einem der Länder zu erleben, wo sie herkommt, wenn möglich sogar in einem jahrhundertealten Gebäude. Wo? Das er fährst du hier.

Das Hamam: Geschichte einer uralten Badekultur

Das orientalische Bad ist eigentlich eine Weiterführung des römischen Bades, das mit einigen Änderungen übernommen wurde. Gemeinsam ist beiden, dass sie nicht nur der Reinigung dienten, sondern auch eine soziale Funktion erfüllten. Viele der Badehäuser waren öffentlich zugänglich und wurden dazu benutzt, Kontakte zu pflegen und sich auszutauschen. Besonders für Frauen war diese Funktion des Hamam sehr wichtig, da sie sonst kaum Zugang zu öffentlichen Einrichtungen hatten. Allerdings war die Nutzung immer strikt geschlechtergetrennt. Meist war es so geregelt, dass Männer und Frauen das Bad zu anderen Zeiten betraten. Dies wird in vielen Badehäusern bis auf den heutigen Tag noch so gehandhabt. Der Islam fügte dem Bad außer der sozialen auch noch eine religiöse Funktion hinzu, denn es wurde auch für rituelle Waschungen vor religiösen Zeremonien verwendet. So kann einem der Besuch im Hamam Geschichte und Kultur eines Landes näher bringen und gleichzeitig die Sinne verwöhnen.

Ein orientalisches Badehaus hat seine ganz eigene Architektur.

Das Gebäude des Hamam: Architektur zum Entspannen

Einer der Vorzüge des Hamam gegenüber einem herkömmlichen „Spa“ ist die wunderschöne Inneneinrichtung, die die Räume auszeichnet. Im Unterschied zu den römischen Bädern, die als Vorbild gedient haben, ist ein arabisches Bad meist etwas bescheidener, aber auch verschnörkelter und mit vielen orientalischen Ornamenten verziert. Ein orientalisches Badehaus ist außerdem überdacht, während die römischen Bäder meist nach oben hin offen waren. Das Hamam befindet sich unter Gewölben, in die das Tageslicht durch sternförmige Öffnungen fällt und eine besonders angenehme Atmosphäre zaubert. Dieses schöne Ambiente fördert die entspannende Wirkung des Bades.

Ein türkisches Bad in Istanbul genießen

Kein besserer Ort natürlich, als die ehemalige Hauptstadt des osmanischen Reiches, wo man aus hunderten von Bädern wählen kann, die über die ganze Stadt verteilt sind. Ein traditionelles türkisches Bad läuft folgendermaßen ab: ganz nach Vorbild des römischen Bades findet man hier ein Atrium, einen lauwarmen, einen heißen und einen kalten Saal. Zunächst wird man vom Wäscher mit dem Kese-Handschuh abgerieben und mit viel Schaum gewaschen und massiert. Anschließend geht es ins Dampfbad zum Schwitzen. Ein türkisches Dampfbad ist nicht so heiß wie eine Sauna (zwischen 50 und 60 °C). Da die Luftfeuchtigkeit aber extrem hoch ist, gerät man auch hier ordentlich ins Schwitzen. Und genau wie bei der Sauna erfolgt hinterher die Abkühlung. In einer Millionenstadt wie Istanbul findet man heutzutage natürlich  auch moderne Varianten, die auf westliche Wellness-Gewohnheiten eingestellt sind. Und wer es ganz exklusiv mag, kann sich zum Beispiel auch für ein Hotelzimmer mit privatem Hamam entscheiden.

In der arabischen Kultur liebt man traditionelle Bäder.

Hamam Andalusien: ein Stückchen al-Andalus

Auch in Spanien entwickelte sich zur Zeit der islamischen Herrschaft eine ausgezeichnete Badekultur, die allerdings nach der Vertreibung der Araber für einige Jahrhunderte unterbrochen wurde. Heute kann man in praktisch allen andalusischen Städten und sogar kleineren Dörfern Ruinen von alten arabischen Bädern besichtigen. Aber nicht nur das: in modernen Zeiten sind die Andalusier wieder auf den Geschmack dieser alten Tradition gekommen und wurden vielerorts moderne andalusische Hamams eröffnet. Allerdings handelt es sich hierbei meist nicht um die historischen Originalgebäude, sondern wurde ein traditionelles Hamam nachgebaut. Zwar werden oft schöne historische Bauten gewählt, diese stammen aber meist  aus späteren Jahrhunderten. Eine Ausnahme ist ein Hamam in Granada, das Hamam al-Andalus, das am selben Ort errichtet wurde, an dem sich einst ein Hamam aus dem 15. Jahrhundert befand und bei dessen Wiederaufbau man die ursprüngliche Architektur weitgehend rekonstruiert hat. Aber in allen andalusischen Städten lohnt sich der Besuch eines Hamam. Frag am besten in deinem Hotel danach.

Maurisches Bad: die andalusische Variante des Hamam

Maurische Bäder, wie man sie heute in Andalusien antrifft, verfügen über einen anderen Ablauf als das oben beschriebene türkische Hamam. Der erste Schritt – das Peeling und die Schaumwäsche – wird meist ausgelassen. Stattdessen verfügt ein maurisches Bad über einen Umkleideraum mit Duschen, genau wie im Schwimmbad, den man aufsucht, bevor man sich ins eigentliche Hamam begibt. Dieses besteht aus drei verschiedenen Schwimmbecken: eines mit lauwarmem, eines mit heißem und eines mit eiskaltem Wasser, sowie einem abgetrennten Raum für Massagen. Das Becken mit lauwarmem Wasser dient zur Einstimmung auf das anschließende Wechselbaden. Die eigentliche Entspannung und Wohltat für Körper und Seele erreicht man, indem man zwischen dem heißen und dem kalten Bad hin und her wechselt. Zusätzlich werden nach Wunsch Massagen angeboten, meist mit verschiedenen ätherischen Ölen, und es wird Tee gereicht. Da Spanien kein islamisches Land ist, gibt es keine Geschlechtertrennung. Ein Vorteil, wenn man ein Hamam für Pärchen sucht!

Ein türkisches Bad ist nicht so heiß wie eine Sauna.

Traditionelle Bäder in Marokko

Südspanien und Nordafrika waren vor vielen Jahrhunderten eine kulturelle Einheit, und obwohl heute Welten dazwischen zu liegen scheinen, merkt man dieses gemeinsame Erbe immer noch an einigen Details, so zum Beispiel an der Architektur der Dörfer und natürlich auch der Badehäuser. In Marokko geht es allerdings sehr viel traditioneller zu als in Spanien. Der Ablauf des Bades erinnert mehr an das türkische Bad als an das maurische, und alle öffentlichen Bäder sind strikt geschlechtergetrennt. Traditionelle Bäder sind eine tolle Gelegenheit, mit der Kultur und den Menschen des Landes in Kontakt zu treten. Aber wenn man Lust hat, das Hamam als Pärchen zu besuchen, dann kann man zum Beispiel ein Hotel mit Hamam wählen, das privat ist und wo die Regeln daher nicht so strikt sind. Denn das Wichtigste ist natürlich, das Bad zu genießen!