Flamenco in Spanien: die besten Orte für eine authentische Fiesta
Der Flamenco ist eine der berühmtesten kulturellen Errungenschaften Spaniens. Geboren aus einer langen Tradition, in der mehrere Kulturen miteinander verschmolzen sind, ist diese Kunst heute lebendiger denn je und bietet Musik und Tanz auf höchstem Niveau. Welche die besten Orte sind, um Flamenco in Spanien zu genießen, erfährst du hier
Jeder Musik- und Kulturfreund, der Spanien besucht, wird daran interessiert sein, eines der berühmtesten kulturellen Symbole des Landes zu erleben: den Flamenco. Entstanden aus der Musik, die das Volk der Roma auf ihrer langen Reise aus Indien bis zur Iberischen Halbinsel mitbrachten, und im Laufe der Zeit mit vielen anderen kulturellen Einflüssen verschmolzen, ist der Flamenco heute immaterielles Weltkulturerbe der UNESCO und eine Kunstform, die sich noch immer ständig weiterentwickelt.
Als Wiege des Flamencos gilt vor allem der Südwesten Andalusiens
Als Wiege des Flamencos gilt vor allem der Südwesten Andalusiens und ist auch erste Anlaufstelle. Aber auch im restlichen Andalusien haben sich je nach Region eigene Formen dieser Kunst entwickelt. Vor allem ab Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Flamenco dann auch in ganz Spanien populär, so dass wir heute einige der wichtigsten Tablaos (Flamenco-Bühnen) in großen Städten wie Madrid oder Barcelona antreffen. Wenn du wissen willst, wo du bei deinem nächsten Urlaub Flamenco in Spanien sehen kannst, erhältst du hier eine Übersicht und einige Tipps.
Straßenkünstler in Sevilla
Allgemeines über Flamenco in Spanien
Der Flamenco ist eine Fusion aus der Musik der Roma (die aus Nordindien stammen) mit der Folklore, die auf der Iberischen Halbinsel bereits bestand sowie verschiedenen arabischen Einflüssen. Diese besondere Mischung ist es, die dieser Musik ihren einzigartigen Charakter verliehen hat, die kaum etwas mit anderen europäischen Volksmusiken zu tun hat. Wenn du Flamenco in Spanien erleben möchtest und keine Vorkenntnisse hast, ist es wichtig, folgendes zu wissen:
Die Seele des Flamenco ist der Gesang
Oft wird angenommen, dass der Flamenco vor allem ein Tanz ist. Tatsächlich ist das Wichtigste und Ursprünglichste beim Flamenco jedoch der Gesang. Wenn du also Karten für ein Flamenco-Konzert gekauft hast und ein Tanz-Spektakel erwartest, kann es ohne Weiteres sein, dass du „enttäuscht“ wirst und „nur“ ein Sänger mit einem Gitarristen und den Palmeros (denjenigen, die den Rhythmus klatschen) auftreten. Sehr berühmte Gitarristen geben auch Solokonzerte, bei denen dann die Gitarre ganz im Vordergrund steht.
„Spontaner“ Flamenco vs. „institutionalisierter“ Flamenco
Der Flamenco war ursprünglich eine Musik der armen Leute und fand viel auf Hinterhöfen und im Kreise der Familie, insbesondere von Roma-Familien statt. Diesen „spontanen“ und familiären Flamenco findet man heutzutage weniger und auch nur, wenn man Insider-Information besitzt bzw. Leute kennt.
Der Flamenco in Spanien ist heute stark institutionalisiert, mit Studiengängen an Konservatorien und professionellen Künstlern, die in jeder Hinsicht ein sehr hohes Niveau auf die Bühne bringen. Für einen Urlauber besteht der einfachste Zugang zum Flamenco daher tatsächlich darin, eine Konzertkarte für einen hochkarätigen Künstler zu kaufen und damit sicher zu sein, erste Qualität geboten zu kommen.
Ein modernes Tablao in Sevilla
Wenn man jedoch ein etwas „romantischeres“ Erlebnis sucht, kann man Orte ansteuern, wo es informeller und spontaner zugeht, zum Beispiel die Flamenco-Clubs (Peñas Flamencas), die es in praktisch jedem Ort Andalusiens gibt und wo regelmäßig lokale Künstler auftreten, oder auch Bars frequentieren, die dafür bekannt sind, dass sich hier Flamenco-Künstler tummeln, wie zum Beispiel die Tabancos in Jerez de la Frontera oder die Höhlen des Sacromonte in Granada (s.u.).
Der Flamenco ist eine lebendige Kunstform, die sich weiterentwickelt
Der Flamenco ist längst viel mehr als reine Folklore. Spätestens seit den siebziger Jahren, als Künstler wie Paco de Lucía und Camarón de la Isla begannen, die Grenzen des Flamencos zu sprengen und neue Instrumente sowie Elemente anderer Musikstile, vor allem aus dem Jazz, aufzunehmen, ist der Flamenco zu einer international anerkannten Kunstform geworden, die nicht aufhört, sich weiterzuentwickeln.
Der Flamenco ist längst viel mehr als reine Folklore
Wenn du also ein Flamenco-Konzert in Spanien oder auch anderswo in der Welt ansteuerst, musst du darauf gefasst sein, dass du eventuell sehr moderne Klänge geboten bekommst. Ideal für Musikliebhaber also, aber wenn du eher auf der Suche nach klassischer Folklore bist, solltest du dich vorher informieren, was tatsächlich geboten wird.
Ein cuadro flamenco
Das „Flamenco-Dreieck“: Cádiz, Jerez und Sevilla
Die Ursprünge des Flamencos liegen wie gesagt in Westandalusien. Generell gilt das Dreieck, das von den Städten Cádiz, Jerez de la Frontera und Sevilla gebildet wird, als Wiege des Flamenco und ist deshalb auch erste Anlaufstelle, wenn man Flamenco in Spanien sucht. Hier wurden einige der wichtigsten Palos (Flamenco-Varianten) wie die Bulerías (aus Jerez) oder die Alegrías (aus Cádiz) geboren, und unzählige berühmte Flamenco-Künstler stammen aus dieser Region.
Cádiz
Cádiz ist der ideale Ort für Flamenco, wenn man Andalusien im Sommer besucht. Die milden Sommernächte der Stadt am Atlantik sind ideal für Open-Air-Veranstaltungen, so dass man hier in dieser Zeit sehr viel mehr Flamenco-Konzerte findet als in den viel heißeren Städten im Inland. Sie werden oft von offizieller Seite organisiert und finden auf öffentlichen Plätzen statt, so dass man kein großes Insider-Wissen benötigt, um darauf zu stoßen.
Cádiz ist der ideale Ort für Flamenco, wenn man Andalusien im Sommer besucht
Einer der reizvollsten Flamenco-Events in Cádiz ist das Festival Flamenco en los Balcones (Flamenco auf den Balkonen) im August. Hierbei handelt es sich um Gratis-Konzerte, die auf den Balkonen der schönen Fassaden der Altstadt von Cádiz stattfinden und bei denen sich das Publikum unter dem Balkon auf der Straße versammelt. Ein Hotel direkt in der Stadt ist eine tolle Option, um mittendrin statt nur dabei zu sein.
Konzert in der traditionsreichen Peña "La Perla" in Cádiz
Jerez de la Frontera
Einen Urlaub in Jerez de la Frontera macht man hingegen eher ab dem Herbst, vor allem, wenn man Flamenco in Spanien sehen will. Ein Highlight ist hier die Fiesta de la Bulería im September, die im Rahmen der Feierlichkeiten zur Weinernte (Fiestas de la Vendimia) stattfindet (Jerez ist nämlich auch eine bekannte Weinregion). Ein anderes wichtiges Event ist das Festival de Jerez, das im Frühling stattfindet und jedes Jahr mit einem hochkarätigen Line-up aufwartet.
Abseits der vielen Festivals und Konzerte in Theatern und großen Sälen, die die Stadt zu bieten hat, gibt es auch viel Flamenco in „familiärerem“ Ambiente, insbesondere in den typischen Tabancos, kleinen Weinlokalen, in denen man den Künstlern direkt auf die Finger bzw. Füße schauen kann, weil sie direkt neben einem sitzen oder tanzen.
Sevilla
Als Großstadt und Hauptstadt Andalusiens hat Sevilla natürlich generell ein sehr großes Angebot an Kultur, und das gilt auch für den Flamenco. In den vielen Peñas und Konzertsälen kann man bei einem Aufenthalt in der Stadt das ganze Jahr über ein tolles Angebot an vielseitigen Darbietungen genießen, zum Beispiel im Rahmen der alle zwei Jahre stattfindenden Bienal de Flamenco. Als feste Bühne für Flamenco-Konzerte muss La Carbonería in der Altstadt erwähnt werden, eine Bar, die in einem alten Kohlenlager untergebracht ist und deren Eingang ein bisschen versteckt liegt. Das Ambiente ist hier einmalig, und es treten bekannte Flamenco-Künstler auf.
Flamenco auf der Plaza de España in Sevilla
Das westliche Andalusien: Flamenco in Granada, Málaga und Córdoba
Vom Südwesten aus verbreitete sich der Flamenco in Andalusien, insbesondere im Raum Granada, wo sich seit dem Mittelalter eine große Roma-Bevölkerung angesiedelt hat. Auch hier haben sich eigene Palos (Stile) entwickelt wie die Granaína aus Granada oder die Malagueña aus Málaga. Und auch hier kann man an zahlreichen Orten Live-Konzerte erleben.
Granada
Granada ist heutzutage eines der wichtigsten Zentren der Flamenco-Kultur, nicht nur mit Peñas und Konzertsälen, sondern auch mit Flamenco-Schulen, die viel von ausländischen Schülern besucht werden, um die Flamenco-Kunst in Spanien zu erlernen. Berühmt sind in Granada vor allem die Höhlen des Sacromonte, einem Stadtviertel in Hanglage zu Füßen der Alhambra, wo sich die ersten Roma niederließen, die sich in der Nähe der Stadt ansiedelten.
Die Höhlen des Sacromonte dienten jahrhundertelang als Behausungen und als Schmelztiegel, in dem eine eigene Form des Flamencos entstand
Diese Höhlen dienten jahrhundertelang als Behausungen und als Schmelztiegel, in dem eine eigene Form des Flamencos entstand. Heute befinden sich in vielen dieser Höhlen Tablaos, in denen man Flamenco-Darbietungen mit einer spektakulären Sicht auf die Alhambra genießen kann. Auch im benachbarten Stadtviertel des Albaicín – einem Pflichtbesuch bei einem Urlaub in der Stadt - trifft man auf viele kleine Peñas und Tablaos.
Venta el Gallo in einer der Höhlen des Sacromonte
Málaga
Die moderne Hafenstadt Málaga hat eine entscheidende Rolle in der Popularisierung des Flamencos gespielt, da hier im 19. Jahrhundert die ersten Cafés Cantante („Gesangs-Cafés“) eröffneten. Ein besonders interessanter Ort in Málaga ist die Peña Flamenca Juan Breva, benannt nach dem berühmtesten Flamenco-Sänger der Stadt, die unter anderem ein Flamenco-Museum beherbergt. Auch das Flamenco-Kunstzentrum Kelipé ist neben vielen anderen Peñas, Festivals und Tablaos eine gute Anlaufstelle bei einem Aufenthalt in Málaga.
Córdoba
Córdoba war die Stadt, deren Universität den ersten Lehrstuhl für Flamencologie ins Leben rief, dem später viele weitere im Land folgten. Daran kann man schon erkennen, wie tief die Tradition des Flamencos hier verankert ist. Neben vielen Tablaos, die das ganze Jahr über Flamenco-Shows bieten, werden auch hier Festivals organisiert, wie zum Beispiel die schöne Noche Blanca, die jedes Jahr zur Sommersonnenwende stattfindet und ein hochkarätiges Programm zu bieten hat.
Das Tablao El Cardenal in Córdoba
Flamenco in Murcia
Eine Region, die oft vergessen wird, wenn es um Flamenco in Spanien geht, ist Murcia, das im Osten an Andalusien grenzt. Es handelt sich um eine historische Bergwerk-Region, in der für die Minenarbeiter schwerste Arbeits- und Lebensbedingen herrschten. Darum ist hier ein besonders trauriger Flamenco-Gesang entstanden, die Mineras (abgeleitet von Mina, „Mine“ auf Spanisch), die von Schmerz und Verzweiflung sprechen und wie Klagelieder klingen.
Murcia ist eine historische Bergwerk-Region, in der für die Minenarbeiter schwerste Arbeits- und Lebensbedingen herrschten
Seit 1961 findet jedes Jahr im Ort La Unión (Región de Murcia) das Festival del Cante de las Minas (Festival der Minengesänge) statt, das neben einem Festival auch ein Wettbewerb ist, bei dem die besten Sänger ausgezeichnet werden. Auch ein Urlaub in Murcia ist darum eine tolle Gelegenheit, um Flamenco in Spanien zu sehen.
Typische Dekoration in einer der Höhlen des Sacromonte
Flamenco in Madrid
Bei seinem Siegeszug durch ganz Spanien fasste der Flamenco vor allem in Madrid Fuß, auch wenn es hier keine eigentliche Tradition gibt, da der Flamenco ja aus Südspanien stammt. Aber eine Hauptstadt zieht natürlich generell alle Arten von Künstlern an, und der Flamenco ist hierbei keine Ausnahme. So eröffneten hier bereits im 19. Jahrhundert die ersten Cafés Cantante, und tatsächlich befinden sich in Madrid heute einige der besten Orte, um Flamenco in Spanien zu sehen.
In Madrid befinden sich heute einige der besten Orte, um Flamenco in Spanien zu sehen
Allen voran muss der legendäre Corral de la Morería erwähnt werden, der oft als beste Flamenco-Bühne von Spanien gepriesen wird, und wo man einen einmaligen Abend erleben kann. Andere traditionelle und berühmte Tablaos sind Torres Bermejas, Villa Rosa, Cardamomo, Casa Patas oder Café de Chinitas, die alle Garant für eine exzellente Qualität stehen. Neben den festen Bühnen suchen viele bekannte Flamenco-Künstler die Hauptstadt im Zuge ihrer Tourneen auf, weshalb man vor seinem Aufenthalt in Madrid das Event-Programm der Stadt konsultieren sollte.
Ein Tablao in Madrid