Auf den Spuren der Guanchen: entdecke die Ureinwohner Teneriffas

Die geheimnisvollen Ureinwohner von Teneriffa haben unzählige Spuren auf der Insel hinterlassen. Dies sind einige der eindrucksvollsten Orte, an denen du das Erbe der Guanchen im Urlaub entdecken kannst

Die Guanchen-Statuen in La Candelaria, Teneriffa
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Von allen Ureinwohnern der Kanarischen Inseln ist das Volk der Guanchen am besten erforscht. Aus diesem Grund wird der Name “Guanchen” gelegentlich auch als Bezeichnung für alle ursprünglichen Völker der verschiedenen Kanarischen Inseln verwendet. Streng genommen sind mit “Guanchen” allerdings nur die Ureinwohner Teneriffas gemeint, während die Ureinwohner Gran Canarias als Canarios, die von Lanzarote als Majos, die von Fuerteventura als Majoreros, die von La Gomera als Gomeros, die von la Palma als Auritas und die von El Hierro als Bimbaches bezeichnet werden. Teneriffa ist denn auch eine der Inseln, auf der die meisten und eindrucksvollsten Stätten der Urkanarier zu finden sind. Sie sind über die gesamte Insel verteilt, so dass man sich den Besuch der ein oder anderen bei einem Urlaub auf Teneriffa nicht entgehen lassen sollte.

Woher stammen die Ureinwohner der Kanaren?

Aufgrund der frühesten archäologischen Funde wird angenommen, dass die ersten Siedler sich um 1000 v. Chr. auf den Kanarischen Inseln niederließen. Es handelte sich um Berberstämme aus Nordafrika, die ihre Heimat wahrscheinlich deshalb verließen, weil sich die Sahara-Wüste immer mehr ausbreitete und Weideland verlorenging, aber auch aufgrund des Vordringens der Phönizier und der Römer. Ein vollkommenes Rätsel ist jedoch, wie sie es auf die Inseln geschafft haben, denn die Altkanarier besaßen weder Kenntnisse über Seefahrt, noch wurden auf den Inseln irgendwelche archäologischen Hinweise auf Schiffe oder Boote gefunden. 

Die Altkanarier besaßen weder Kenntnisse über Seefahrt, noch wurden auf den Inseln irgendwelche archäologischen Hinweise auf Schiffe oder Boote gefunden

Es kann entweder sein, dass sie von anderen Völkern, wahrscheinlich den Phöniziern, auf die Inseln gebracht wurden, oder aber, dass sie im Laufe der Jahrhunderte alle Kenntnisse über Seefahrt verloren haben. Tatsache ist, dass keinerlei Kommunikation zwischen den verschiedenen Inseln bestand, so dass trotz der gemeinsamen Herkunft sehr unterschiedliche Kulturen auf jeder Insel entstanden sind.

Die wichtigsten Stätten der Guanchen auf Teneriffa

Wie gesagt sind die Guanchen das kanarische Volk, über das wir am meisten wissen. Wenn auch du in die Geschichte Teneriffas eintauchen und die faszinierende Kultur ihrer Ureinwohner entdecken möchtest, solltest du dir folgende Orte nicht entgehen lassen.

Statuen der Menceyes (Guanchenkönige) in La Candelaria

Die Guanchen auf Teneriffa hatten eine hierarchische Gesellschaftsordnung, die von einem Stammeshäuptling, Mencey genannt, angeführt wurde. Vor der Eroberung durch die Spanier war Teneriffa in sogenannte Menceyatos aufgeteilt, Regionen, die jeweils einem Mencey unterstanden und sich größtenteils selbst versorgten. Die Menceyatos im Norden waren aus diesem Grund kleiner, da das Land hier sehr viel fruchtbarer war, während im kargen Süden für die gleiche Anzahl Menschen sehr viel mehr Weideland benötigt wurde. Die eindrucksvollen Statuen aus Bronze, die 1993 in La Candelaria auf dem Plaza de la Patrona de Canarias direkt am Meer aufgestellt wurden, sollen die 9 Menceyes darstellen, die in Teneriffa zum Zeitpunkt der Eroberung durch die Spanier herrschten.

Das Orotava-Tal

Das mächtigste der neun Menceyatos war das Menceyato de Taoro im Norden der Insel. Sein Mencey galt als Erster unter Gleichen und wurde als „großer König“ verehrt. Das Herzstück dieses Menceyatos befindet sich im heutigen Orotava-Tal, und diese Region ist daher dementsprechend reich an archäologischen Stätten. In dem landschaftlich schönen Gebiet kann man auf eigene Faust bei Wanderungen verschiedene Stätten wie die legendäre Cueva de Bencomo entdecken, die Höhle, in der der letzte Mencey von Taoro, Bencomo, gelebt haben soll; oder spezielle Wanderwege wie den Camino de los Guanches (Weg der Guanchen) beschreiten. Es werden aber auch thematische Touren angeboten, auf denen man viel über die geheimnisvollen Ureinwohner Teneriffas erfahren kann.

Der Teide: ein heiliger Berg für die Guanchen

Der Teide und das Orotava-Tal

Museo de Naturaleza y Arqueología (Museum für Natur und Archäologie) in Santa Cruz de Tenerife

Dieses Museum, das früher Museo de la Naturaleza y el Hombre (Museum der Natur und des Menschen) hieß, beherbergt die größte archäologische Sammlung der Guanchen-Kultur mit vielen Funden wie Werkzeugen, Vasen und Schmuck und einer gesonderten Ausstellung über Petroglyphen. Eine Besonderheit der Guanchen war ihr ausgesprochener Totenkult, der vor allem in der Mumifizierung zum Ausdruck kam.

Eine Besonderheit der Guanchen war ihr ausgesprochener Totenkult, der vor allem in der Mumifizierung zum Ausdruck kam

Die Technik hierfür war jener sehr ähnlich, die die Ägypter anwendeten. Zur Zeit der Eroberung befanden sich auf der Insel riesige Nekropolen mit tausenden von Mumien, von denen ein Großteil durch Plünderungen verloren gegangen ist. Zum Glück konnten zahlreiche Mumien jedoch für die Forschung bewahrt werden und sind heute im Museum für Natur und Archäologie von Santa Cruz ausgestellt. Ein Besuch im zentral gelegenen Museum lohnt sich auf alle Fälle.

Mumien der Guanchen im Museum für Natur und Archäologie auf Teneriffa.

Mumien der Ureinwohner Teneriffas im Museo de Naturaleza y Arquelogía

Die Guanchen-Höhlen in Icod de los Vinos

Die Guanchen waren vor allem Höhlenbewohner. Es wurden vereinzelt auch Reste von gemauerten Häusern auf der Insel gefunden, aber das waren eher Ausnahmen. Der Großteil der Guanchen lebte in Höhlen, vor allem weil die geologischen Gegebenheiten der Insel hierfür einfach ideal sind. Die unzähligen Vulkaneruptionen haben über die Jahrtausende labyrinthische Gebilde im Gestein geformt, durch das unter anderem auch gefiltertes Wasser lief, das bis in moderne Zeiten das Trinkwasser für die Inselbewohner lieferte. 

Die unzähligen Vulkaneruptionen haben über die Jahrtausende labyrinthische Gebilde im Gestein geformt, durch das unter anderem auch gefiltertes Wasser lief, das bis in moderne Zeiten das Trinkwasser für die Inselbewohner lieferte

Aber auch unzählige trockene Höhlen liegen an allen Berghängen von Teneriffa. Die Guanchen bildeten deshalb auch keine Dörfer im eigentlichen Sinne, sondern wohnten so verteilt, wie es die zufällige Verteilung der Höhlen wollte. In unzähligen Höhlen der Insel wurden archäologische Reste entdeckt, aber die von Icod de los Vinos (im ehemaligen Menceyato Icod) sind besonders berühmt, allen voran die sogenannten Cuevas de Don Gaspar, die zum geschützten Kulturgut der Insel gehören. In Icod befinden sich ebenfalls der berühmte Drago Milenario, ein kanarischer Drachenbaum, der für die Guanchen ein heiliger Baum war, sowie die Cueva del Viento (Höhle des Windes), die längste Lavaröhre des afrikanischen Kontinents und die viertlängste der Welt. Allein die geologische Formation ist schon beeindruckend. In ihrem Inneren wurden jedoch auch viele archäologische Reste der Guanchen gefunden, und bei einem Besuch der Höhle kann man mehr über ihre faszinierende Kultur erfahren.

Der kanarische Drachenbaum war für die Guanchen heilig.

Der Drago Milenario in Icod de los Vinos

Der Teide: der heilige Berg der Guanchen

Dass der Teide für die Guanchen ein heiliger Berg war, erstaunt bei seinem majestätischen Anblick nicht. In seinem Inneren wohnte Guayota, der Gott der Unterwelt, welche von den Guanchen mit dem Teide identifiziert wurde. Tatsächlich stammt der Name des Berges (wie auch viele andere Ortsnamen der Insel) aus der Sprache der Guanchen, die ihn „Echeyde“ nannten, was so viel wie „Unterwelt“ bedeutet. 

Der Name des Teide (wie auch viele andere Ortsnamen der Insel) stammt aus der Sprache der Guanchen, die ihn „Echeyde“ nannten, was so viel wie „Unterwelt“ bedeutet“

Es wird gerne eine Legende erzählt, nach der der Sonnengott Magec von Guayota gefangen gehalten worden sei und auf Bitten der Guanchen von ihrem obersten Gott Achamán befreit wurde. Achamán soll daraufhin Guayota im Teide eingesperrt und den Berg mit einem Pfropfen verstopft haben. Diese Legende ist jedoch erst in modernen Zeiten entstanden und hat keinen Bezug zur tatsächlichen Mythologie der Guanchen. Allein die Namen der Gottheiten sind authentisch. Wohl ist belegt, dass an den Hängen des Teide Rituale, auch Opferrituale stattfanden, da man an vielen Stätten archäologische Hinweise hierauf gefunden hat. Bei einem Besuch des Teide bekommt man in den verschiedenen Informationszentren einen guten Überblick über diese Stätten.

Pico Yeye in Masca

Kultstätten und rituelle Opferstätten hatten bei den Guanchen eine große Bedeutung. An vielen von ihnen befinden sich Felsgravuren (Petroglyphen), die von den Archäologen mehr oder weniger gedeutet werden konnten. So sind in den Stein gemeißelte Pfannen und Kanäle typisch, die wahrscheinlich für rituelle Gießungen verwendet wurden, mit denen Regen und Fruchtbarkeit beschwört werden sollten. Besonders beeindruckend ist die Fundstätte am Pico Yeye in Masca, die man auf einer relativ einfachen, wunderschönen Wanderung erreichen kann. Das Besondere an dem Ort ist eine Gravur mit runder Form und neun davon ausgehenden Strahlen, die die Sonne darstellt und mit dem Sonnengott Magec der Guanchen in Verbindung gebracht wird. Eine andere besondere Gravur hat die Form eines Fisches, wahrscheinlich ein Fruchtbarkeitssymbol der Guanchen.

Andere Höhlen und Fundstätten der Guanchen auf Teneriffa

Wie gesagt befinden sich Fundstätten über die gesamte Insel verteilt. Insgesamt sind über 5.000 katalogisiert! Einige sind leichter zu finden und besser instandgehalten als andere. Im Auge behalten sollte man vor allem die Gemeinde Tegueste (das alte Menceyato Tegueste), das mit Stätten wie der Schlucht Barranco Agua de Dios zu den wichtigsten archäologischen Zonen Teneriffas gehört. Auch die Gemeinde Güímar ist mit der Höhle Cueva de Chinguaro oder der Schlucht Barranco de Badajoz sehr interessant, und ganz im Süden der Insel findet man Stätten wie den Roque de Igara in Arona. Auch in vielen kleineren Museen der einzelnen Gemeinden sind Fundstücke der Guanchen-Kultur zu sehen, wie zum Beispiel im Museo Arqueológico del Puerto de la Cruz mit seiner interessanten Sammlung an Keramik und der Nachbildung einer typischen Guanchen-Höhle.

Die Guanchen-Stätte Barranco de Badajoz.

Die Schlucht Barranco de Badajoz: eine der wichtigsten Fundstätten der Insel