Weihnachtstraditionen aus aller Welt – wer bringt wo die Weihnachtsgeschenke?
Der heidnische Ursprung von Weihnachten wird einem bewusst, wenn man sich die vielfältigen Weihnachtstraditionen aus aller Welt anschaut
Kein anderes christliches Fest ist im Laufe der Jahrhunderte so sehr mit heidnischen Bräuchen verschmolzen wie das Weihnachtsfest. Schließlich handelte es sich ursprünglich um das Fest der Wintersonnenwende, eines der ältesten Feste der Menschheit, dessen Traditionen nicht so einfach aus dem Volksglauben verschwinden konnten. Genau darum sind die Weihnachtstraditionen in den verschiedenen Ländern der Welt auch so vielfältig und haben kaum etwas mit christlicher Mythologie zu tun. Eine Reise zu Weihnachten ist darum eine der besten Arten, Kultur und Gebräuche anderer Länder kennen zu lernen. Vor allem, wenn man Weihnachtstraditionen mit Kindern entdecken möchte.
Weihnachten in Europa
Die Weihnachtsbräuche in Europa unterscheiden sich sehr voneinander. Das beginnt schon dabei, wer die Weihnachtsgeschenke bringt: der Weihnachtsmann, das Christkind, der Heilige Nikolaus, die Heiligen Drei Könige oder gar Hexen und Trolle...
Weihnachten in Spanien
Anders als im Rest von Europa werden die Weihnachtsgeschenke in Spanien von den Heiligen Drei Königen gebracht, und zwar am 6. Januar, dem Dreikönigstag. Irgendwie hat das ja auch seine Logik, wenn man darüber nachdenkt. Die Weisen aus dem Morgenland waren es schließlich, die dem Christkind Geschenke gebracht haben. Die Ankunft der Könige wird in den verschiedenen Städten und Dörfern Spaniens groß in Szene gesetzt und gefeiert, und am 5. Januar findet überall die große Dreikönigsparade statt, bei der Caspar, Melchior und Balthasar von ihren Thronen aus den staunenden Kindern am Straßenrand Bonbons und Süßigkeiten zuwerfen. Natürlich wird die Parade von den Gehilfen der Drei Könige dazu genutzt, die Geschenke in den Häusern der Kinder zu verstecken, wo sie sie am Morgen des 6. Januar dann auspacken dürfen. Wenn du zu Weihnachten mit deinen Kindern Urlaub in Spanien machst, ist diese Parade ein Muss.
Weihnachten in Italien
Auch in Italien bekommen die Kinder die Geschenke am 6. Januar, aber nicht von den Heiligen Drei Königen, sondern von einer ungewöhnlichen Sagengestalt: der guten Hexe Befana. Der Legende nach verirrten sich die drei Weisen aus dem Morgenland auf ihrem Weg nach Bethlehem und fragten bei einer alten Dame nach dem Weg. Diese gab auch Auskunft, wollte die Weisen aber trotz ihrer Bitte nicht nach Bethlehem begleiten. Später bereute sie dies und machte sich auf den Weg, um allen Kindern Süßigkeiten zu schenken, in der Hoffnung, dass eines von ihnen das Christkind wäre. Und das tut sie bis auf den heutigen Tag. Wundere dich bei deinem weihnachtlichen Italienurlaub also nicht, wenn du Gestalten im Hexenkostüm auf der Straße siehst, du hast dich nicht im Datum geirrt... es handelt sich um typisch italienische Weihnachtstraditionen.
Weihnachten in den Niederlanden
In den Niederlanden bekommen die Kinder ihre Geschenke bereits am Nikolaustag, dem 6. Dezember. Sie werden vom Heiligen Nikolaus (auf Niederländisch Sinterklaas) gebracht, der Mitte November mit dem Dampfschiff in Holland ankommt. Ähnlich wie in Spanien die Ankunft der Heiligen Drei Könige, wird auch in den Niederlanden die Ankunft von Sinterklaas in Szene gesetzt und gefeiert, aber mit einem noch sehr viel größeren Aufwand. Ironischerweise wohnt Sinterklaas übrigens in Spanien und reist auch von dort aus an. Den Kindern wird gedroht, dass er sie mit nach Spanien nimmt, wenn sie nicht artig waren. Ansonsten sind die Traditionen an Weihnachten ähnlich wie bei uns, es gibt am Heiligabend halt nur keine Geschenke.
Nordische und isländische Weihnachtstradition
In Nordeuropa waren es traditionell ganz andere Fabelwesen, die die Geschenke brachten als im Rest von Europa. So brachte sie in den skandinavischen Ländern ursprünglich der Julbock (Weihnachtsbock), eine Ziegenbockfigur, die ihre Wurzeln in der germanischen Religion hat. Heutzutage wurden all diese Fabelwesen in den meisten Ländern jedoch durch den Weihnachtsmann ersetzt. Nur in Island sind die Bräuche zu Weihnachten noch immer sehr in die alte Sagenwelt eingebunden. Hier werden die Geschenke von 13 rauen Gesellen, den so genannten Jólasveinar gebracht, die in den drei letzten 13 Tagen vor Weihnachten aus den Bergen herabkommen und dann einer nach dem anderen wieder verschwinden. Sie sind die Söhne der Schreckensgestalt Grýla, die unartige Kinder frisst. Begleitet wird diese von der noch schrecklicheren Katze Jólakötturinn, die alle Kinder frisst, die keine Kleidung zu Weihnachten bekommen haben. Damit soll verhindert werden, dass die Kinder sich über Kleidung als Geschenk beschweren.
Weihnachtstraditionen in Lateinamerika
Man sollte meinen, dass Weihnachten in Lateinamerika ganz ähnlich sein müsste wie in Spanien. Das ist allerdings nur teilweise so. Die Tradition der Heiligen Drei Könige begann in Spanien nämlich erst Mitte des 19. Jahrhunderts und wurde nur bedingt von anderen hispanischen Ländern übernommen. So ist es in den meisten Ländern Lateinamerikas traditionell das Christkind, das die Geschenke bringt. Aber auch amerikanische Weihnachtstraditionen aus dem Norden haben immer größeren Einfluss, so dass der Weihnachtsmann in Lateinamerika auf dem Vormarsch ist.
Weihnachten in Mexiko und Mittelamerika
In Mexiko gibt es besonders schöne Weihnachtstraditionen, allen voran Las Posadas, ein Brauch, der auf den vorkolonialen Glauben der Azteken zurückgeht. Diese feierten vom 16. bis zum 26. Dezember die Ankunft ihres Gottes Huitzilopochtli. Da dieses Fest in die Zeit des christlichen Weihnachtsfestes fiel, kamen die Missionare auf die Idee, es mit der Ankunft von Maria und Josef in Bethlehem in Verbindung zu bringen und es so christlich umzudeuten. Hierfür wurde die Suche nach einer Herberge in Bethlehem zunächst in den Kirchen dargestellt, aber im Laufe der Zeit hat das Fest einen immer volkstümlicheren Charakter bekommen. Heute ist es üblich, während der neun Tage vor Weihnachten mit Liedern und Kerzen vor der Haustür von Freunden und Bekannten um eine Herberge zu bitten, und dann gemeinsam zu feiern. Während Las Posadas durch die Straßen Mexikos zu schlendern, ist ein echtes Erlebnis. Aber auch andere Länder Mittelamerikas haben diesen Brauch mittlerweile übernommen.
Weihnachten in der Karibik
Wer Urlaub in karibischen Ländern wie der Dominikanischen Republik oder Puerto Rico macht, muss damit rechnen, „überfallen“ zu werden. Aber keine Angst: das Wort „Überfall“ (Asalto) bezieht sich in diesem Fall auf den Weihnachtsbrauch, sich während der Weihnachtszeit mit Musikinstrumenten zu „bewaffnen“ und überraschend bei Freunden und Verwandten ins Haus zu fallen, um sie mit Musik und Gesang zum Feiern zu „zwingen“. Diese haben dann keine andere Wahl! Überhaupt ist das Weihnachtsfest in diesen Ländern weniger besinnlich und eher feuchtfröhlich, und finden die Bräuche an Weihnachten vielmehr auf der Straße statt. Das ist natürlich auch kein Wunder - bei 27 °C sitzt niemand gemütlich am Kamin...