Welttag der Ozeane: die Schönheit der Meere darf nicht verlorengehen
Jeden 8. Juni wird der Welttag der Ozeane begangen, um uns die Bedeutung der Weltmeere für das Leben auf der Erde ins Bewusstsein zu rufen. Welche Rolle spielen hierbei der Tourismus und die Freizeitnutzung, die wir vom Meer und seinen Stränden machen?
Wie alle lieben das Meer. Und wir alle wissen, dass es in Gefahr ist. Der jährlich am 8. Juni begangene Welttag der Ozeane ist deshalb nicht nur ein Anlass, über Lösungen für die gravierenden Probleme nachzudenken, mit denen die Weltmeere zu kämpfen haben (das sollte das ganze Jahr über getan werden). Er ist auch ein Anlass, uns die Schönheit vor Augen zu halten, die droht, verlorenzugehen, wenn wir so weiter machen wie bisher. Denn auch wenn es vor allem ums nackte Überleben geht (die Ozeane sind essentiell für das Leben auf der Erde), ist die emotionale Bindung des Menschen zum Meer ein wichtiger Faktor. Wir möchten schließlich, dass unsere Kinder einmal genauso den Strand genießen können wie wir es getan haben, dass sie beim Schnorcheln bunte Fische und Korallen entdecken können und keine gigantischen Algenteppiche voller Plastikmüll. Oder dass die Meere überhaupt zu vergiftet sein werden, um darin baden zu können.
Der Welttag der Ozeane ist auch ein Anlass, uns die Schönheit vor Augen zu halten, die droht, verlorenzugehen, wenn wir so weiter machen wie bisher
Deshalb spielt der Tourismus beim Erhalt der Meere eine nicht zu unterschätzende Rolle. Richtig verstanden und ausgeführt, kann ein nachhaltiger Tourismus viel zur Sensibilisierung für Umweltprobleme im Allgemeinen und den Schutz der Weltmeere im Besonderen beitragen.
Abenddämmerung auf Mallorca: das Meer ist ein wichtiger Erholungsort für den Menschen
Der Welttag der Ozeane: Ursprung und Bedeutung
Die Idee für einen Welttag der Ozeane (auch Internationaler Tag des Meeres, Welttag der Meere oder auf Englische World Oceans Day genannt) kam erstmals beim Erdgipfel von Río de Janeiro in 1992 auf. Zu einem offiziellen Welttag der Vereinten Nationen wurde er aber erst im Jahre 2008.
Bedeutung der Weltmeere für das Leben auf der Erde
Der Welttag der Ozeane soll auf die Wichtigkeit aufmerksam machen, die die Weltmeere für das Leben auf der Erde haben. So produzieren sie rund 50 % des Sauerstoffs der Erdatmosphäre, nehmen etwa 30 % des Kohlendioxids auf und tragen insbesondere zur Wärmeregulierung des Planeten bei, was die Auswirkungen des Klimawandels um einiges dämpft.
Zudem beherbergen sie die größte Artenvielfalt der Welt mit rund 230.000 bekannten Arten, wobei immer wieder neue entdeckt werden. Dabei gibt es Ballungspunkte wie zum Beispiel die Cortés-See an der mexikanischen Pazifikküste - das sogenannte „Aquarium der Welt“ - die unter ganz besonderen Schutz gestellt werden müssen.
Felsformationen in der Cortés-See
Aber nicht nur das: Die Weltmeere bilden auch die Hauptnahrungsquelle von Milliarden von Menschen und sichern den Lebensunterhalt von Millionen von Menschen auf der Erde, die vom Fischfang und anderen mit dem Meer verbundenen Tätigkeiten leben.
Nicht zuletzt sind die Meere aber auch ein wichtiger Erholungsort für den Menschen. Wir fahren ans Meer, um zur Ruhe zu kommen, um Gesundheit und Kraft zu tanken, die gute Luft zu genießen und uns zu entspannen. Bei der Erhaltung dieses emotionalen Werts der Weltmeere spielt insbesondere der Tourismus eine entscheidende Rolle, wie wir weiter unten sehen werden.
Der Strand von El Médano auf Teneriffa: ein beliebter Ort für Wassersport
Probleme, mit denen die Ozeane zu kämpfen haben
Der Welttag der Ozeane soll natürlich vor allem die akuten Probleme ins Bewusstsein rufen, mit denen die Weltmeere zu kämpfen haben. Dies sind vor allem 3: Vermüllung, Überfischung, Überhitzung.
Es wird geschätzt, dass rund 9 Millionen Tonnen Plastikabfälle jährlich im Meer landen, das sind 30.000 bis 36.000 Tonnen täglich, mit verheerenden Auswirkungen auf die fragilen Ökosysteme der Ozeane und letztendlich auch auf die Menschen, die Mikroplastik aus dem Wasserkreislauf konsumieren. Dazu kommen Industrieabfälle, Chemikalien und auch Dünger, der zum Wuchern bestimmter Arten, insbesondere Algen, führt.
Die Erhitzung der Weltmeere durch den Treibhauseffekt hat seinerseits große Auswirkungen auf die Lebewesen unter Wasser, insbesondere die Korallenriffe, von denen bereits um die Hälfte weltweit verlorengegangen sind. Die höhere Wassertemperatur führt ebenfalls dazu, dass Naturkatastrophen wie Hurrikane häufiger auftreten und verheerendere Auswirkungen haben.
Das Korallenriff: ein wichtiger Lebensraum für viele Meeresbewohner
Tourismus und Meeresschutz
Die Hauptprobleme der Ozeane, insbesondere Vermüllung und Erhitzung, werden natürlich von Industrie und Landwirtschaft verursacht. Aber angesichts der gravierenden Probleme wird zum Welttag der Ozeane auch der Tourismus in den Fokus genommen. Schließlich befinden sich die beliebtesten Urlaubsorte weltweit am Meer, und die Auswirkungen, die Millionen von Touristen auf fragile Ökosysteme wie Strände haben können, ist nicht zu unterschätzen.
Gerade der Tourismus hat ein enormes Potenzial, um zur Erhaltung und zum Schutz der Ozeane beizutragen
Gerade der Tourismus hat jedoch ebenfalls ein enormes Potenzial, um zur Erhaltung und zum Schutz der Ozeane beizutragen. Und zwar auf vielfache Weise: Nicht nur durch eine Minimisierung der negativen Auswirkungen der Freizeitnutzung des Meeres, was die Mindestanforderung sein sollte. Auch durch eine gezielte Sensibilisierung der Urlauber sowie durch konkrete Projekte, beispielsweise zur Arterhaltung, die von Tourismusbetrieben aktiv ausgeführt werden können.
Playa Tambor in Costa Rica: unberührte Natur zum Genießen
Aktiver Meeresschutz im Tourismus
Eine der wichtigsten Aufgaben, die der Tourismus übernehmen kann, ist der Artenschutz, vor allem da, wo sich wichtige Ökosysteme wir Korallenriffe in Strandnähe befinden oder wo saisonbedingt bedrohte Tierarten wie Meeresschildkröten zur Eiablage die Strände aufsuchen. Im Barceló Maya Grand Resort (Riviera Maya) beispielsweise werden die Nester und die Schildkröten von Experten überwacht und gepflegt. Zudem wird die Nistzeit respektiert und der Hotelbetrieb während dieser Zeit angepasst, sodass die Tiere nicht gestört werden.
Sensibilisierung für Umweltprobleme
Ein nicht zu unterschätzender positiver Effekt des Tourismus zum Schutz der Weltmeere ist die Sensibilisierung für die Fragilität und die Bedrohung der Ökosysteme des Meeres. Wenn einem erzählt wird, dass 50 % der Korallenriffe bereits zerstört wurden, ist das zunächst einmal eine abstrakte Zahl. Aber wenn man einmal die Schönheit der Riffe mit all seinen bunten Lebewesen aus der Nähe erlebt hat, schmerzt diese Information gleich sehr viel mehr. Der direkte Kontakt mit der Natur versetzt uns ins Staunen und macht uns bewusst, was auf dem Spiel steht.
Eine traditionelle Dhow in den Fjorden der Musandam-Halbinsel, Oman
Nachhaltige Erlebnisse, die uns mit dem Meer verbinden
Es gibt viele Arten, die Schönheit und Erhabenheit der Meere zu genießen. Vom Genuss eines Sonnenuntergangs über dem Atlantik bis zum Tieefseetauchen im Pazifik. Wichtig ist, dabei respektvoll mit dem Meer und seinen Bewohnern umzugehen und alle Maßnahmen zu treffen, um keinen Schaden anzurichten. Zum Welttag der Ozeane hier ein paar Tipps.
Nachhaltiges Tauchen am Riff
Das Tauchen am Riff ist eines der schönsten Erlebnisse, die man im Ozean haben kann, zum Beispiel bei einem Urlaub auf der mexikanischen Insel Cozumel, einem der beliebtesten Tauchspots in Mittelamerika. Erstes Gebot ist hierbei, nichts anzufassen geschweige denn mitzunehmen. Es ist aber auch ratsam, keine Sonnencreme zu verwenden, da diese schädlich für viele Meereslebewesen, insbesondere für die Korallenriffe ist. UV-abweisende Tauchbekleidung ist eine umweltfreundlichere Option. Generell kann der Gebrauch von Sonnencreme reduziert werden, wenn man zu Uhrzeiten mit geringerer UV-Einstrahlung an den Strand geht und UV-abweisende Sonnenschirme verwendet.
Unterwasserwelt von Isla Cozumel
Wenn du nicht nur passiv, sondern auch aktiv etwas für die Erhaltung der Korallenriffe tun möchtest und ein geübte/r Taucher/in bist, kannst du spezielle Kurse machen, bei denen man lernt, wie man die Riffe reinigen kann.
Wale und Delphine beobachten, aber mit Vorsicht
Die Riesen der Meere aus der Nähe zu sehen, ist ein äußerst erhabenes Erlebnis. Hierfür muss man gar nicht einmal so weit verreisen, ein Urlaub auf Teneriffa beispielsweise eignet sich hervorragend, um Wale und Delphine zu beobachten, insbesondere von Mai bis Juni. Ein Vorteil dieser Insel ist, dass sie ein besonders vertrauenswürdiges Gütesiegel - das sogenannte „Blaue Boot“ – für nachhaltige Unternehmen vergibt, die sich den Tieren auf verantwortungsvolle Weise nähern, ohne sie zu erschrecken oder ihnen hinterherzujagen. Ab einer gewissen Entfernung wird der Motor abgeschaltet und geduldig gewartet.
Nachhaltige Unternehmen nähern sich den Tieren auf verantwortungsvolle Weise, ohne sie zu erschrecken oder ihnen hinterherzujagen
Natürlich gibt es auch an vielen anderen Orten der Welt verantwortungsvolle Ausflugsunternehmen, um Wale zu beobachten. Bei einem Urlaub in Costa Rica beispielsweise, einem Land, das für sein nachhaltiges Tourismuskonzept bekannt ist und vor seiner Küste ein großes Meeresschutzgebiet eingerichtet hat, kann man vor allem die imposanten Buckelwale beobachten. Bei einem Urlaub in Sri Lanka hingegen hat man große Chancen, den gigantischen Blauwal zu Gesicht zu bekommen.
Flosse eines Blauwals, des größten Tieres der Erdgeschichte, bei Sri Lanka
Mit Walhaien tauchen
Noch näher kommt man den Riesen der Meere bei einem geführten Tauchgang. Zunächst einmal mag einem ein solches Erlebnis ein wenig Angst einflößen, aber tatsächlich stellen Walhaie keine Bedrohung für den Menschen dar, eher umgekehrt. Ein Urlaub auf den Malediven ist eine der besten Gelegenheiten für dieses besondere Erlebnis, da der Walhai in der faszinierenden Unterwasserwelt der Inseln sehr häufig vorkommt.
Es ist wichtig, den Tieren nicht zu nahe zu kommen und sie nicht zu erschrecken, da sie für ihre innere Wärmeregulierung genügend Zeit an der Oberfläche verbringen müssen. Erschreckt man sie, kann dieser lebenswichtige Prozess unterbrochen werden. Am besten macht man diesen Tauchgang mit einem erfahrenen Experten, der das Verhalten der Tiere kennt.
Sichtung eines Walhais: ein überwältigendes Erlebnis
Schildkröten schlüpfen sehen
Eines der beliebtesten Erlebnisse bei Tierfreunden, die tropische Regionen besuchen, ist das Schlüpfen der kleinen Meeresschildkröten, das zu bestimmten Zeiten an allen tropischen Stränden rund um den Globus stattfindet. Dies ist allerdings ein äußerst sensibles Unterfangen, das man deshalb nur unter Aufsicht von zertifizierten Biologen machen sollte. Es ist nämlich für die Schildkröten sehr wichtig, dass sie alleine den Weg ins Wasser finden, sie dürfen nicht gelenkt oder hochgehoben werden, da sie den Weg lernen müssen, um später für ihre eigene Eiablage zum selben Strand zurückzukehren. Sie orientieren sich dabei am Licht des Mondes, weshalb es auch wichtig ist, dass sie nicht von künstlichen Lichtquellen abgelenkt werden.
Wenn du ein besonderes Interesse am Schutz von Meeresschildkröten hast, kannst du auch an Freiwilligenprojekten teilnehmen, die in vielen Ländern organisiert werden, zum Beispiel bei einem Urlaub in Kuba oder in Costa Rica. Zum Welttag der Ozeane gibt es oft besondere Events.
Eine Baby-Meeresschildkröte auf ihrem schwierigen Weg ins Meer
Die lokale Kultur kennenlernen
Auch der Respekt vor den Menschen, die ihren Lebensunterhalt aus dem Meer beziehen ist ein wichtiger Aspekt eines regenerativen Tourismus. Oft sind Urlauber aus der westlichen Welt schockiert, wenn ein einheimisches Volk Schildkröten jagt und daraus Suppe kocht. Aber man muss sich vor Augen halten, dass dieses Volk bereits seit Jahrhunderten oder gar Jahrtausenden Schildkröten fängt und dass diese in all der Zeit niemals vom Aussterben bedroht gewesen sind. Der lokale Konsum ist nicht das Problem, und tatsächlich sind traditionelle Fangmethoden meist viel nachhaltiger als die moderne Industriefischerei, bei der die Schildkröten als Beifang sterben.
Das Meer und der Mensch müssen in Symbiose leben, und um dies zu erreichen, können wir viel von den Urvölkern und von alten Kulturen lernen
Ein Interesse für die lokale Fischerei ist eine gute Art, sich den spezifischen Problemen der Region bewusst zu werden, die man besucht. Dabei sollte man den Einheimischen immer mit Respekt begegnen. Die berühmten Stelzenfischer von Sri Lanka beispielsweise sind ein sehr beliebtes Fotomotiv. Aber man muss auch Verständnis dafür haben, wenn sie eventuell Geld für das Foto haben wollen. Schließlich handelt es sich nicht um Touristenattraktionen, sondern um Menschen bei der Arbeit. Bei uns fotografiert man ja auch nicht irgendwelche Bauarbeiter auf der Straße.
Traditioneller Fischfang in Sri Lanka
Das Meer und der Mensch müssen in Symbiose leben, und um dies zu erreichen, können wir viel von den Urvölkern und von alten Kulturen lernen, die seit Jahrhunderten im Einklang mit dem Meer leben. Die Einrichtung von Biosphärenreservaten, in denen traditionelle Lebensweisen geschützt und gefördert werden, ist neben anderen Initiativen zum Welttag der Ozeane ein wichtiges Bestreben. Und der Kontakt mit lokalen Kulturen bei einem Urlaub in fremden Ländern kann unser Bewusstsein hierfür schärfen.